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19. März 2025

Art

Residual Blueprints

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Ein überlebensgroßer Kinderwagen für Männer. Eine zerzauste Waschbärpuppe namens Teun. Dies sind nur einige der seltsamen Objekte, die einem in Bruno Baiettos Anti-Kraak*-Atelier im Herzen von Amsterdam-Ost begegnen. Der uruguayisch-brasilianische Künstler und Designer verwischt die Grenzen zwischen Kunst und Produktdesign und mischt dabei Satire und Gesellschaftskritik, um sich seinen eigenen Weg zu bahnen.

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Inspiriert von seinen Vorfahren, die Bäcker waren, verleiht Baietto seinen Werken eine handwerkliche Note, die sowohl greifbar als auch tiefgründig ist, genau wie bei jedem respektablen Bäcker. Ein typisches Beispiel dafür sind die Residual Blueprints (verbleibende Entwürfe). Für die neueste Ausgabe von The Art of Raw – unsere eigene Kunstreihe – schuf Baietto zwei Objekte aus recycelten Jeans aus unseren Return Your Denim-Programme. Der Künstler fertigte einen Raumteiler aus Porzellan und einen Esstisch aus Aluminium an, die beide deutliche Arbeitsspuren tragen. Knöpfe, Stiche, Nähte, Muster. Details, die als greifbares Archiv der Handwerkskunst und der industriellen Herstellung von Kleidungsstücken am Ende ihres Lebenszyklus dienen.

„Die Idee, Kollektionen zu entwerfen und sich dabei von bestehenden Mustern und der industriellen Vergangenheit anregen zu lassen, hat mich inspiriert“, erzählte uns Baietto bei seinem jüngsten Besuch in unserer globalen Zentrale. „Aber auch der Recyclingprozess und die Geschichte hinter den Materialien. Es gibt eine klare Verbindung zwischen dem kreativen Prozess von G-STAR und meinem.‘ An einem eisigen Wintertag saßen wir in Baiettos Atelier und sprachen über seine Arbeitsweise, die Familienüberlieferung und die Geschichte hinter Residual Blueprints.
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Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie hier in den Niederlanden gelandet sind und wie das Ihre Arbeit als Produktdesigner geprägt hat?

Ich bin in die Niederlande gekommen, um an der Design Academy Eindhoven zu studieren. Ich habe sowohl einen Hintergrund im Produktdesign als auch in der bildenden Kunst und wollte diese beiden Bereiche durch die Ausbildung miteinander verbinden. Die Niederlande sind ein guter Ort für hybride Arbeitsweisen, im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen es eine strikte Trennung zwischen Kunst und Design gibt. Meine Arbeitsweise ist sehr interdisziplinär, wobei ich Design als Quelle der Inspiration und der Kritik betrachte. Ich konzentriere mich auf Designmethoden, auf die Designindustrie und die Objekte selbst, die manchmal einen Kunstraum einnehmen. Es ist einerseits satirische, kritische Arbeit und andererseits introspektive Materialarbeit.

Sie stammen aus einer Bäckerfamilie. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?


In einer Bäckerei stellt man Dinge von der Pike auf her, und dabei ist das Handwerk von entscheidender Bedeutung. Das hat Ähnlichkeit mit der Arbeit eines Designers, bei der man Materialien mischt, um ein Endprodukt zu schaffen. Die Arbeit und die Mühe, die hinter der Herstellung von etwas stehen, werden in meiner Arbeit sichtbar.


Es geht auch darum, auf Details zu achten, wie z. B. auf die Zutaten, wenn man etwas bäckt…


Ja, absolut. Die Arbeit des Bäckers ist eine Anhäufung von Handlungen, und in jeder Zutat und jedem Werkzeug steckt eigene Arbeit. Dieses Konzept der mehrschichtigen Arbeit ist etwas, worüber ich auch in meiner Arbeit nachdenke.


Wie kombinieren Sie Design und Funktionalität?


Funktionalität entsteht in meiner Arbeit durch eine gewollte Störung. Ein Tisch könnte zum Beispiel völlig flach sein, aber ich füge Objekte hinzu, um in die Diskussion oberhalb der Tischplatte einzugreifen. Diese Veränderungen sollen uns daran erinnern, was zurückbleibt oder was diskutiert werden sollte. Selbst wenn ein Objekt dann völlig unbrauchbar wird, dient es immer noch als Tisch oder Raumteiler mit einer Botschaft.

Können Sie uns mehr über die Geschichte hinter Residual Blueprints erzählen?


Meine Arbeiten sind Bestandteile ein und derselben, vom G-STAR-Recyclingprozess angeregten Geschichte. Der recycelte Denim verliert bei der Verarbeitung seine Herstellungsgeschichte, und ich wollte diese Geschichte am Leben erhalten. Der Raumteiler zum Beispiel erinnert an die Glaswände der 80er Jahre und an die Logik der Moderne, indem er Materialien, die in der Innenarchitektur verwendet werden, in den Mittelpunkt stellt.


Wie wurden diese Objekte hergestellt?


Beiden Objekten liegt dieselbe Produktionslogik zugrunde. Der Jeansstoff wird für den Aluminiumguss in Sand gedrückt, ähnlich wie beim Spiel mit Negativformen am Strand. Das Aluminium füllt den Abdruck aus und erzeugt so die endgültige Form. Für die Porzellanfliesen werden Formen aus handgepresstem Porzellan benutzt, womit eine Produktionslinie nachgeahmt wird.


Welche Herausforderungen gab es während des Entstehungsprozesses?


Die Wahl des richtigen Denims für die Textur war eine Herausforderung, da sich einige Sorten nicht gut eigneten. Auch das Gewicht der fertigen Objekte war eine Herausforderung beim Transport. Der wiederholte und arbeitsintensive Prozess war anstrengend, aber für die Arbeit unerlässlich. Die Porzellanfliesen nahmen viel Zeit in Anspruch, da die Herstellung der Form lange dauerte. Der Aluminiumguss ging schneller, der Guss dauerte einen Nachmittag und die Formherstellung einige Tage. Insgesamt dauerte der Prozess einige Monate.


Sie haben zwei Objekte geschaffen und ihnen einen Namen gegeben. War das von Anfang an beabsichtigt


Ja. Ich wollte von Anfang an zwei Objekte schaffen, die irgendwie miteinander reden. Und ich wollte auch den Vorgang des Gießens auf unterschiedliche Weise erproben.

*Anti-Kraak ist ein Wohnkonzept, das in den Niederlanden in den 80ern entwickelt wurde, um Immobilien vor dem Kraken (der Besetzung) zu schützen. Der Besitzer vermietet das Haus zeitweilig an Bewohner für niedrige Beträge. Dafür bewachen diese die Immobilie und halten sie in Schuss.
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